Was ist eigentlich Gift?

Ja, was eigentlich?


Ein Gift ist ein Stoff, der bei Berührung oder Eindringen in den Körper eines Lebewesens, diesem Schaden zufügen kann. Wobei man dabei zwischen akuter und chronischer Vergiftung unterscheidet.


Eine akute Vergiftung ist das, was ihr wahrscheinlich gerade im Kopf habt. Mensch trinkt oder isst was und kippt kurz darauf mehr oder weniger qualvoll tot vom Stuhl (Pro-Tipp: So funktioniert es meistens nicht...). Bei einer chronischen Vergiftung muss man einen Stoff regelmäßig immer wieder zu sich nehmen, damit man krank wird oder daran stirbt. Und ja. Man kann auch an chronischen Vergiftungen sterben. Blei ist dafür das häufigste Beispiel. Viele Maler starben an chronischer Bleivergiftung, da Blei früher (und teils noch heute) in vielen Farben enthalten ist.

Okay. Aber was ist denn nun ein Gift?

Zitat
Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.


Oder im heutigen Sprachgebrauch: Die Dosis macht das Gift. Das ursprüngliche Zitat ist von Paracelsus aus den Septem Defensiones und hat ihn quasi unsterblich gemacht. Den Rest seiner Zeit hat er die mittelalterlichen Ernährungsgewohnheiten und die gesamte Medizin der damaligen Zeit ein bisschen auf den Kopf gestellt. (Fun fact: Der Mensch hieß eigentlich Theoprastus Bombast von Hohenheim und ich habe keine Ahnung, was er gegen diesen Namen hatte...)


Es ist also alles ab einer bestimmten Dosis giftig. Nun. Bringt uns jetzt nicht wirklich weiter bei der Definition von Gift, oder? Zwar ist alles irgendwie giftig, aber es ist nicht wirklich sinnvoll so zu denken. Ja, Marzipan ist giftig. (Es enthält mit Mandelkernen eine Zyanid-Quelle) Aber die giftige Dosis liegt wohl bei etwa 35 kg (laut einem exzellenten Artikel der Toxikologin Kathryn Harkup). Und mal ehrlich: Wer isst schon so viel Marzipan auf einmal?


Für Wasser gilt Ähnliches, ein durchschnittlicher Mensch müsste in kürzester Zeit etwa 6 bis 7 Liter trinken. Die LD50 liegt nämlich so etwa bei 80-90 g/kg Körpergewicht.

LD50?

Um die Giftigkeit von Stoffen vergleichen zu können benutzt man die LD50, die mittlere letale Dosis. Man nimmt eine möglichst große Menge an Versuchstieren (das Ergebnis muss schließlich statistisch abgesichert sein) und verabreicht ihnen einen Stoff. Das macht man mit verschiedenen Mengen dieses Stoffs. Die Menge bei der die Hälfte der ihr ausgesetzten Versuchstiere sterben ist die LD50.


Ja, Versuchstiere. Meist stammen die Daten von Ratten, für einige Stoffe gibt es aber auch konkrete Werte für Menschen. Bevor eine Substanz an Menschen getestet werden darf, muss in Labortests bewiesen worden sein, dass diese Substanz nicht übermäßig giftig ist. Und auch heute bedeutet das sehr häufig eben auch an Tieren zu testen. Es gibt Bestrebungen diese Art der Tests zu verbieten, vor allem, weil die LD50 für ein Tier nicht der für Menschen entsprechen muss (Schokolade ist ein gutes Beispiel: Für Hunde giftig, für Menschen nicht so sehr). Allerdings sind die Alternativen teils noch nicht besonders ausgereift, weshalb es doch noch nötig ist diese Tests durchzuführen. Jedoch wird versucht möglichst auf andere Tests auszuweichen, die zumindestens zu weniger toten Tieren führen. Über Alternativen zu Tierversuche werde ich aber noch ein anderes Mal schreiben. (Bis dahin gibt es bei Chemical & Engineering News einen guten Artikel zu Toxicity Testing Without Animals).

Und was sind so die häufigsten Vergiftungen?

Also in Norddeutschland (Quelle ist eine Seite des Giftinformationszentrums Nord) sind es Medikamente. Bei Kindern überwiegen allerdings die chemischen Produkte, das sind z.B. Reinigungsmittel. Wobei es nicht heißen muss, dass diese Vergiftungen tödlich sind. Die Giftinformationszentren sammeln alle ihnen gemeldeten Vergiftungsfälle und nicht nur die tödlichen. Das GIZ Nord führt z.B. für 2017 nur 22 Todesfälle im Jahresbericht, die meisten (aka 12) davon durch Medikamente. Und das von mehr als 36.000 gemeldeten Verdachtsfällen.


Im Falle einer vermuteten Vergiftung:


Ruhe bewahren. Panik hilft niemandem.


Vermutetes Gift aufbewahren.


KEIN ERBRECHEN auslösen! KEINE MILCH trinken!


(112 wählen. Besonders dann, wenn es der Person schon schlecht geht!)


Giftnotruf wählen. Dort sind rund um die Uhr Ärzte, die sich auskennen. Sie können konkrete Handlungsempfehlungen geben. Oder sogar Entwarnung. Der Giftnotruf ist in Deutschland nach Bundesländern getrennt, es gibt also leider keine einheitliche Nummer.




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Pflanzengifte


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